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  SONNENKOLLEKTE geht auf Tour

Solarprojekt für Togo findet breite Unterstützung

Fast ein Jahr lang haben der togoische Ingenieur Foli Koué Kankoué-Aho und der freie Journalist und Texter Thomas Nagel um Unterstützung für ein Solarprojekt geworben, mit dem die medizinische Versorgung der veramten Landbevölkerung in Togo entscheidend verbessert werden soll. Die Mühen haben sich gelohnt. Inzwischen sind so viele Sponsoren gefunden, dass einer Realisierung des Vorhabens nichts mehr im Weg steht. Seit 10.Oktober fahren die Initiatoren der SONNENKOLLEKTE mit einem LKW quer durch Deutschland, um das kostenlos zur Verfügung gestellte Material persönlich bei den Spendern abzuholen.

Nürnberg/Bayreuth, 10.10.2002 – Im Rahmen des Entwicklungshilfeprojekts mit einem Gesamtetat von rund 52.000 EUR sollen sieben Krankenstationen im ländlichen Togo mit Solaranlagen zur Medikamenten-/Impfmittelkühlung, Beleuchtung und Warmwasserversorgung ausgestattet werden. Das Personal der Einrichtungen wird so geschult, dass es die Wartung der Anlagen selbständig durchführen und durch vorausschauendes Wirtschaften den Nachkauf turnusmäßig anfallender Ersatzteile sichern kann. Als Nebeneffekt werden damit Organisationsstrukturen geschaffen, die weitere Solarprojekte in Togo anstoßen und begleiten können. Nach Ansicht der Schirmherren Dr. Franz Alt und Prof. Dr. Franz Nuscheler ist die SONNENKOLLEKTE „eine sehr gute Hilfe zur Selbsthilfe, die Lerneffekte in ganzen Regionen auslösen kann“.

Die Installation der Anlagen wird laut Foli Koué Kankoué-Aho ebenso wie die geplanten Schulungsmaßnahmen im Januar kommenden Jahres abgeschlossen sein.

Für die Verwaltungskomitees der Krankenstationen und letztendlich für die umliegenden Dörfer liegt im erfolgreichen Betrieb der Solaranlagen eine große Chance auf mehr Unabhängigkeit von makroökonomischen Strukturen. Die medizinische Versorgung der togoischen Landbevölkerung macht einen Quantensprung, denn die meist nur aus einer Art Ambulanz und einem Geburtsraum bestehenden, spartanisch gebauten Zwei-Zimmer-Barracken liegen oft in Dörfern weitab vom öffentlichen Stromnetz. Das Personal muss sich bislang mit Mitteln behelfen, die, gemessen an westlichen Standards, jeder Beschreibung spotten: Wasser wird über Holzfeuern gekocht, zur Kühlung von Medikamenten und Impfstoffen werden die nicht gerade als zuverlässig bekannten, weil wartungsanfälligen Petroleumkühlschränke verwendet. Dazu sorgen Petroleumlampen für spärliche und aufgrund des hohen CO2-Ausstoßes nicht eben gesundheitsfördernde Beleuchtung.

Dass dieses Projekt realisiert werden kann, ist zum größten Teil dem Engagement der privaten URBIS FOUNDATION aus München sowie dem Idealismus von sechs Unternehmen aus der Solarbranche zu verdanken. Die Firmen Phönix Sonnenstrom AG (Sulzemoos), RWE Solar GmbH (Alzenau), SolarWorld AG (Bonn), STECA GmbH (Memmingen), WAECO International GmbH (Emsdetten) und Wagner und Co. Solartechnik GmbH (Cölbe) stellen Material im Wert von rund 32.000 EUR kostenlos zur Verfügung. Die URBIS FOUNDATION spendet allein mehr als 17.000 EUR, mit denen unter anderem der Transport in Deutschland und Togo, die Ausbildung des Wartungspersonals und die Managementschulung der Verwaltungskomitees finanziert werden. Staatliche Hilfe kommt von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Die GTZ bezahlt die Verschiffung des Materials von Deutschland nach Togo.

Hintergrundinformationen zu Initiatoren, Land und Projektgeschichte

Foli Koué Kankoué-Aho gründet nach seinem Elektrotechnik- und Maschinenbaustudium in Lomé, Hauptstadt von Togo, Konstanz und Kassel 1998 das Unternehmen CATAT (Comptoir pour le Transfer et l´Adaptation de Technologie) mit Sitz in Lomé. Ziel des 38-jährigen Ingenieurs ist es, technische Lösungen zu entwickeln und einzuführen, die den sozio-ökonomischen und kulturellen Gegebenheiten seiner Heimat entsprechen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der solaren Energieversorgung für ländliche Gebiete.

Thomas Nagel lebt in Nürnberg und arbeitet dort seit 1999 als freier Journalist und Texter. Aus dem Kontakt mit Foli Koué Kankoué-Aho ensteht 2001 die Idee, zusammen mit einem Kollegen ein Büro für Kultur- und Sozialsponsoring (karacho) zu gründen. Seit Mitte 2002 wird karacho von Thomas Nagel alleine geführt. Mittlerweile hat sich um Büro und Initiative herum ein breites Netzwerk von „Kreativen“ gebildet, die im Bedarfsfall Projekte mit ihren Leistungen unterstützen.

Philosophie des Büros ist es, die Suche von Sponsoren unentgeltlich abzuwickeln. Die bei Sponsoringagenturen weithin übliche, vom Klienten zu tragende Provision entfällt. Honorar bekommt karacho lediglich für die Pressearbeit zu den Projekten. Der Etat für diese Leistungen wird in den Sekundäretat einkalkuliert, und somit von den Sponsoren - nicht von den Empfängern der Hilfsleistungen - getragen.

Hintergrund zu Togo: Das kleine westafrikanische Land - mit fünf Millionen Einwohnern nicht mal so groß wie Bayern - ist seit einigen Jahren ein weißer Fleck auf der entwicklungspolitischen Landkarte. Der Grund dafür hört auf den Namen Gnassingbé Eyadèma. Der ehemalige Unterfeldwebel, der seit einem Militärputsch 1967 das Geschehen im Land diktiert, beendete 1993 eine durch einen Generalstreik erkämpfte Übergangsregierung mit Gewalt. Daraufhin suspendierte die Europäische Union die entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Togo. Bedingung für die Wiederaufnahme der Förderung ist die Durchführung freier Wahlen, die Eyadèma bis heute mit immer neuen Tricks verzögert. Verlierer des politischen Machtkampfs, der das Land zunehmend in den wirtschaftlichen Ruin treibt, sind die Menschen in Togo. Denn obwohl der Entwicklungshilfestopp ausdrücklich Maßnahmen ausschließt, die DIREKT der Bevölkerung zu Gute kommen, haben die europäischen Staaten ebenso wie die großen Hilfsorganisationen ihr Engagement in Togo seit der Suspendierung auf ein verschwindendes Minimum reduziert. Für Projekte wie die SONNENKOLLEKTE bleibt nur der Weg, private Stiftungen und Unternehmen als Unterstützer zu gewinnen.

Projektgeschichte: Seit Mitte der 90er Jahre versucht Foli Koué Kankoué-Aho in größerem Stil, Solartechnik in seiner Heimat zu etablieren. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, bei Hilfsorganisationen Unterstützung für sein Vorhaben zu finden, kommt Mitte 2001 der Kontakt mit dem in Nürnberg lebenden freien Journalisten Thomas Nagel zustande. Aus der anfänglichen Idee, einen Artikel über den vielseitig engagierten, togoischen Ingenieur zu schreiben, wird schnell der Plan, Unternehmen und andere private Förderer als Unterstützer des Projekts zu gewinnen. Thomas Nagel konzipiert unter dem Label „karacho – Büro für Kultur- und Sozialsponsoring“ die SONNENKOLLEKTE und gewinnt im Lauf der nächsten Monate diverse Unternehmen aus der Solarbranche als Sponsoren:

Mit Hilfe der Erlanger Bundestagsabgeordneten Heide Mattischeck (SPD) gelingt es zunächst, die GTZ für die Finanzierung des Transports von Deutschland nach Togo zu gewinnen. Der Fernsehjournalist Dr. Franz Alt und Prof. Dr. Franz Nuscheler, Direktor des Instituts für Entwicklung und Frieden (INEF) an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg, stellen sich wenig später als Schirmherren zur Verfügung. Im August werden die ersten Unternehmen aus der Solarbranche als Sponsoren gewonnen. Mitte September 2002 kommt die schriftliche Zusage der Münchener Stiftung URBIS FOUNDATION über eine finanzielle Unterstützung des Projekts in Höhe von17.000 EUR. Der Realisierung der SONNENKOLLEKTE steht nichts mehr im Weg.

Augenblicklich ist Thomas Nagel mit der kompletten Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt beschäftigt und befindet sich bis 18. Oktober zusammen mit Foli Koué Kankoué-Aho auf Sammeltour durch Deutschland.

Projektbeschreibung unter www.karacho-online.de

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