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  FILMBILDER – Erleben ausgespuckt

Ausstellung des Künstlers Hans Kronenberg

Nürnberg, 01.12.1999 - REALITÄT: Meist ist es das Offensichtliche, das Dingliche, das Unwidersprüchliche, kurz, die OBERFLÄCHE, was unter diesem Begriff subsumiert wird. Das eigentlich vielschichtige, zerknitterte, von unzähligen Windungen perforierte, in Millionen Kanäle verzweigte wird glattgebügelt zum Fernsehbild, zum Hochglanzfoto – letztlich statisch und tot, und damit eben unrealistisch im Sinne von „der menschlichen Lebenswelt nicht in ihrer Gänze entsprechend“.

Der Fürther Künstler Hans Kronenberg „rollt“, um Heinz Rudolf Kunze zu zitieren, „die Sahnetorte von innen auf“: Die erlebte Gegenwart, das Gesehene, Gehörte, determiniert von der eigenen Person, die gewachsen ist aus einer (individuellen) Geschichte, wird Realität. Vergangenheit (Erfahrung), Gegenwart (Erleben) und Zukunft (Hoffnungen, Ängste) verschmelzen zu einem gebrochenen Kontinuum der Erkenntnis, das sich in ständiger wechselseitiger Bezugnahme kombiniert und von Augenblick zu Augenblick simultan in unzähligen Dimensionen manifest wird. Dieser Drift durch den Inner Space im Augenblick der Wahrnehmung konfektioniert unsere eigentliche REALITÄT und setzt die Pfeiler für Entscheidungen, was endlich Fakt wird im Kopf.

Skizzenbücher mit Figuren und Mustern, in denen spontane Eindrücke unmittelbar festgehalten werden, bilden die Grundlage für Kronenbergs Schaffen. Diese Skizzen verarbeitet der diplomierte Architekt und Denkmalpfleger zu Werken (meist Acryl auf Leinwand), die sich in den Parametern „Figur“, „Schrift“ und „Muster“ konkretisieren, ohne dass diese auf sich, d.h. auf ihre ureigene Erscheinungsform, festgelegt wären. Figur wird Schrift, Schrift wird Muster, Muster wird Figur – die Dimensionen subalterner Wahrnehmungs- und Konfigurationsprozesse werden in ihrem Wandel sichtbar, jener Drift durch den Inner Space BEWEGT die Bilder des Künstlers. So fällt es schwer, bei Kronenbergs Werken von (statischen) Bildern im eigentlichen Sinne zu sprechen, vielmehr ist es ein endloser Film, der sich vorm Auge des Betrachters abspult, der an jeder Stelle neu und anders werden kann und so weder Anfang noch Ende, sondern immerwährenden Prozess synthetisiert.

Vom 03.12.1999 bis voraussichtlich 14.01.2000 sind die „Filmbilder“ Hans Kronenbergs in den Räumen der SOLYP Informatik GmbH (Frommannstraße 17, Nürnberg) zu sehen. Interessierte Besucher können die Werke jeweils freitags von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr nach kurzer telefonischer Voranmeldung (0911 / 9 33 34 5) besichtigen. Es ist dies die sechste Ausstellung in der Reihe Kunst und Informatik, einer Kooperation der Fürther Galerie Brockovski mit der SOLYP Informatik GmbH.

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